Weihnachtsgeschichte aus Kolumbien

17. Dezember 2024

Weihnachten kann Frieden schaffen. Davon waren die Fachleute einer internationalen
Werbeagentur überzeugt. Sie arbeiteten im Auftrag der kolumbianischen Regierung. Und
machten die Sehnsucht vieler Menschen nach einem friedlichen und gemeinsam gefeierten
Weihnachten zu ihrer Mission.Um die bewaffneten Kämpfer im kolumbianischen Dschungel dazu zu bringen, ihre Waffen
niederzulegen, riefen die Werbefachleute die „Operation Christmas“, die Kampagne „Rivers
of Light“ und die „Operation Bethlehem“ ins Leben.

Auf ungewöhnlichen Wegen sandten sie die Werber in der Adventszeit über mehrere Jahre
Botschaften an die bewaffneten Männer und Frauen im Dschungel, die sie überzeugen
sollten: „Kommt nach Hause! Legt noch vor Weihnachten die Waffen nieder!“
So wurden im ersten Jahr über 20 Meter große Bäume mit unzähligen Lichtern geschmückt –
direkt an den Pfaden, die von den Rebellen genutzt wurden. Banner trugen die Aufschrift:
„Wenn Weihnachten in den Dschungel kommen kann, kannst du auch nach Hause
kommen!“

Über 300 Rebellen sollen diesem Aufruf gefolgt sein und den Dschungel verlassen haben. In
einem anderen Jahr wurden über 6.000 Christbaum kugeln in den Fluss gesetzt, darin
handgeschriebene Botschaften sowie persönliche Geschenke von Familien und Freunden,
vom Wasser direkt in Richtung der Rebellen-Camps getragen. Dann gab es noch diesen
starken Lichtstrahl, der bis weit in den Himmel reichte, leuchtend hell aus verschiedenen
Dörfern, aus Macarena, aus EL Paujil, aus Toribio. Wer den Dschungel bisher nicht verlassen
hatte, weil er den Weg nicht wusste, der konnte sich jetzt aufmachen. Er musste nur den
Kopf in den Nacken legen und aufs Licht zugehen. Und auch diese Aktion hatte einen
Leitspruch: „Weihnachten ist alles möglich.“Die Botschaft kam an. Wenige Jahre später erhielt der Präsident Kolumbiens, Juan Manuel
Santos, den Friedensnobelpreis – für seine ungewöhnlichen und erfolgreichen Wege, die
Waffen zum Schweigen zu bringen.

Iris Macke

DE